Donnerstag, 18.10.2018: MIIRA (D) & ZEMENT (D)
Donnerstag, 18. Oktober 2018 (ab 21 Uhr):
MIIRA (D) & ZEMENT (D)
MIIRA & ZEMENT
Doppel-Release-Tour
Zwei der aufregendesten Zwei-Mann-Bands, die in den letzten 12 Monaten bei uns im Waggon gespielt haben, veröffentlichen im Oktober ihre neuen Alben und gehen deshalb gemeinsam auf Tour!
Postrock, Krautrock, Elektronik-Rock… – passt alles nicht richtig aber irgendwie auch doch. Selber kommen und erleben, das wird das Beste sein!
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MIIRA
Verzerrer und Wut Verzerrer und Wut Verzerrer und Wut Verzerrer und Wut Verzerrer und Wut Verzerrer und Wut
Große Gesten müssen auch mal an die Wand gefahren werden. Was live im Wust, am Rand, im Morast aufbricht, findet auf „Sport“ aufs Neue einen Anfang. Ein Schlagzeug, das sich nach vorne arbeitet, große Hallfahnen und natürlich Referenzen aus allem. Das kennen wir. Vor allem aber: das große Wortlose. File under: Instrumentalmusik, Gitarre, Band, Rastlosigkeit, Ruhe, Versuch, Widerspruch, Ermüdung, Schweiß, Gießerei.
Das Album „Sport“ erscheint am 11. Oktober 2018.
ZEMENT
Zurück zum Beton – beziehungsweise, in diesem Fall, zurück zum Zement: Das nach dem Baustoff benannte Duo veröffentlicht nun mit „Klinker“ nach dem 2016er-Debüt „Werk“ sein zweites Album. Vorab zur LP auf dem Krautrock-Kompetenzzentrum Sunhair Music gibt es eine Singleauskopplung auf dem Nürnberger Label Verydeeprecords, das eher auf Techno in seiner weitesten Form spezialisiert ist – standesgemäß mit Remix als B-Seite.
Und genau diese Label-Wahl bildet die Entwicklung der Band schön ab: auf dem Weg vom ausufernden Krautrock hin zur patternbasierten Elektronik. Weniger Rock, mehr Sound. Weniger Song, mehr Track. Gitarren rücken in den Hintergrund und machen Synthesizern Platz. Zu Zeiten des ersten Albums haben die beiden zumindest noch behauptet, dass das Ganze improvisiert sei – jetzt wirkt es so, als ob jeder Ton an seinem Platz ist. Große formale Strenge, wie ein Zopf – und tight wie eine Faust (sorry).
Apropos: Krautrock, da war doch was? Ja, in den 60ern und 70ern. Und: Krautrock, da ist doch was? Ja, heutzutage aber oft ein Maskenball, der die gute (?), alte (!) Zeit wiederauferstehen lassen will – und durch diese Rückwärtsgewandtheit oft recht lächerlich wirkt. Zement machen genau diesen Fehler nicht: Sie tun erst gar nicht so, als hätte alles nach Beginn der 80er nie stattgefunden, sie nutzen vielmehr die Errungenschaften dieser späteren Jahrzehnte für ihre Musik – und sie gehen, nebenbei erwähnt, auch noch regelmäßig zum Friseur. Klar, einen Authentizitätswettbewerb gewinnt man damit nicht – aber wer will das schon?
Großer Vorteil dabei: der sehr klare, aufgeräumte Klang. Mag auch daran liegen, dass sie das Album in einem richtigen Studio aufgenommen haben und nicht in einem alten Kinderkrankenhaus, einer Hütte in der Toskana, mit irgendeinem Indie-Darling in einem Konzertschuppen – oder was man sich heute noch so alles einfallen lässt, um wenigstens irgendein Narrativ für eine Platte zu haben.
Aber zurück zum Zement: Durch die kalte, überhaupt nicht verwaschene und sehr analytische Produktion merkt man spätestens beim zweiten Durchhören, wie viele Schichten hier übereinander gelagert sind. Gut, es sind nur zwei Leute (Schlagzeug sowie Gitarre und Synthesizer) – aber Loops and Overdubs rule okay. Es fließt, langsam wie der Estrich auf der Baustelle. Selbst die Effekte sind sehr trocken und kontrolliert eingesetzt, zu keinem Zeitpunkt zu trippy oder „abgespaced“. Hier geht die Reise nicht zum Mond, hier geht es nur ums Schweben.
Wer jetzt eine vertonte Bauhaus-Ausstellung erwartet, dem sei gesagt: Ganz so streng ist es nun auch wieder nicht. Es gibt schon noch Gitarren – und mit „C3S“ (alle Songs sind nach Klinker-Komponenten benannt) ist auch ein gerader, klassischer Motorik-Beat dabei – fast schon Riffs an der Gitarre, Synthies diesmal eher im Bass, gut geeignet zum Matte-Schwingen (so vorhanden). So schön, wie besoffen Neu! hören. Also: Zurück zum Zement! (Text: Daniel Gehret)